Mit dem Vorschlag der Abschaffung des Kostenersatzes für Patienten, die einen Wahlarzt aufgesucht haben, habe der Vizeobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, Tiroler Patienten und Ärzte verunsichert. „In Tirol sind zahlreiche Wahlärztinnen und Wahlärzte hauptberuflich in ihrer Ordination tätig und halten die Versorgung unserer Bevölkerung gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in den Kassenordinationen und Krankenhäusern aufrecht“, so der Präsident der Ärztekammer für Tirol, Stefan Kastner.
Jahrelang sei der Weg in die Ordination nur durch die Tätigkeit als Wahlarzt möglich gewesen, denn die Wartezeit auf einen Kassenvertrag war lange. „Die Schaffung neuer Kassenstellen scheiterte häufig an der Blockadehaltung der Krankenkassen“, so Kastner. Bis heute gebe es Regionen, die durch Wahlärzte mitversorgt werden. Gerade z.B. in den Tourismusgebieten seien diese Ärzte versorgungsrelevant für Einwohner, Touristen und Tourismuspersonal.
„Die ÖGK stellt mit ihrer Forderung nach Abschaffung des Wahlarztkostenersatzes für Patienten zahlreiche Wahlärzte an den Pranger, die sich in Tirol erfolglos für eine Kassenstelle beworben haben und so ihren Wunsch nach Niederlassung nur als Wahlarzt realisieren konnten“, zeigt sich Kastner verärgert und meint weiter: „Wenn die ÖGK-Kassenverträge durch Bürokratie, veraltete Honorarkataloge und schlechte Bezahlung für die jungen Kolleginnen und Kollegen zunehmend unattraktiv sind, darf man nun nicht jene Kolleginnen und Kollegen bestrafen, denen man vor einigen Jahren noch keinen Vertrag geben wollte!“
Außerdem werden die teilweise seit Jahren vakanten Kassenstellen nicht attraktiver, wenn sämtlichen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten Kassenverträge angeboten werden – Beispiele hierfür gibt es einige. Die Ursachen dafür sind woanders zu suchen.
„Seit dem Jahr 2020 gibt es die ÖGK. Noch immer sind die Leistungen österreichweit nicht harmonisiert und unterschiedlich bezahlt, manche Leistungen sind in Tirol um
30 % schlechter bezahlt als in Wien und das bei deutlich höheren Lebenshaltungskosten im Westen“, wundert sich Kastner über die Untätigkeit der ÖGK. Die Ärztekammer habe ihre Hausübungen gemacht. „Schon im Mai 2021 hat die Österreichische Ärztekammer einen modernen Leistungskatalog für Kassenärzte präsentiert, die ÖGK ist am Zug, einen entsprechend attraktiven Honorarkatalog für diesen Leistungskatalog zu entwickeln“, sieht er einen Weg zu mehr Kassenärzten.