In Österreich erkranken jährlich etwa 5.000 Frauen und Männer an Dickdarmkrebs, der damit zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen zählt. Durch eine Vorsorge-Koloskopie ist die Krebsform in vielen Fällen zu verhindern. Die Ärztekammer für Tirol will die Bevölkerung, aber auch Politik und Sozialversicherungsträger für diese Thematik sensibilisieren. Von einem Pilotprojekt erhofft man sich eine verbesserte Akzeptanz und eine höhere Teilnahmerate am neuen Darmkrebsvorsorgeprogramm.
In den letzten Jahren erkrankten in Tirol pro Jahr ca. 160 Frauen und 210 Männer an einem sogenannten kolorektalen Karzinom. Das durchschnittliche Erkrankungsalter lag bei 72 (Frauen) bzw. 71 Jahren (Männer), rund 10 % der Patientinnen und ca. 8 % der Patienten waren jünger als 50 Jahre. Nicht nur Frühstadien von Dickdarmkrebs, sondern auch die Vorstufen in Form von Darmpolypen können bei einer Vorsorge-Koloskopie erkannt und abgetragen werden. Durch die frühzeitige Entdeckung und Entfernung kann das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, nahezu vollständig vermieden werden.
„Wir nehmen den Darmkrebsmonat März zum Anlass, um die Bevölkerung an diese so wichtige Vorsorgeuntersuchung zu erinnern“, sagt Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner – und versucht, die Angst vor der Koloskopie zu nehmen. „Die Darmspiegelung findet in einem Dämmerschlaf statt und ist somit schmerzfrei.“
Die Referent:innen des Referates für gastrointestinale Endoskopie erwarten von einem Pilotprojekt eine verbesserte Akzeptanz und damit eine höhere Teilnahmerate am neuen Darmkrebsvorsorgeprogramm innerhalb der Tiroler Bevölkerung. „Die Patient:innen sollen in Zukunft die Wahl zwischen einem Stuhltest auf immunologischer Basis und der Vorsorgedarmspiegelung haben, und das schon ab dem 45. Lebensjahr. Wobei die Darmspiegelung der ‚Goldstandard‘ bei der Darmkrebsvorsorge bleibt“, erklärt Hermann Draxl, Fachgruppenobmann Chirurgie und Referent für gastrointestinale Endoskopie.
Er erwartet sich durch die verbesserte Darmkrebsvorsorge, „bei noch mehr Patient:innen diese häufige Krebsform zu verhindern und diesen damit Operationen und Chemotherapien zu ersparen“. Eine umfassende und gut verständliche Informationskampagne für die Bevölkerung, gemeinsam mit einem Einladungssystem für den Stuhltest bzw. die Darmspiegelung, sollen den Anteil an untersuchten Personen im Alter von 45 bis 75 Jahren deutlich steigern.
Die gängigen Behandlungsmethoden bei einer Dickdarmkrebserkrankung sind die operative Entfernung, die Chemo-, die Strahlen- und die Immuntherapie. Alle Therapiemöglichkeiten sind für die Patient:innen belastend und für das Gesundheitssystem sehr kostenintensiv. Eine optimierte Darmkrebsvorsorge ist trotz der dadurch entstehenden Kosten deutlich günstiger als teure operative und medikamentöse Therapien. Das Einsparungspotenzial für das österreichische Gesundheitswesen liegt durchaus im Milliarden-Euro-Bereich: „Dickdarmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Österreich“, so Katrin Bermoser, Co-Referentin für gastrointestinale Endoskopie. „Es motiviert mich täglich, durch die Vorsorge-Koloskopie Leben retten zu können und Patient:innen Leid zu ersparen“.
„Die Ärztekammer für Tirol begrüßt ein verbessertes Darmkrebsvorsorgeprogramm mit einem Einladungssystem“, so Präsident Stefan Kastner. Er fordert, „dass nun die Entwicklung des Pilotprojektes ‚Darmkrebs-Screeningprogramm‘ der Sozialversicherung in Tirol rasch vorangetrieben wird.“ Grundlage für den Erfolg dieses Projektes ist die ausreichend starke Infrastruktur im niedergelassenen Bereich endoskopierender Internist:innen und Chirurg:innen.
So braucht es die Einbindung aller endoskopierenden Kassenärzt:innen sowie Wahlärzt:innen für Chirurgie und Innere Medizin mit Vertretungsmöglichkeiten, eine Attraktivierung der Kassenverträge für Chirurgie und Innere Medizin und den Ausbau der intra- und extramuralen Ausbildungsplätze für Darmspiegelungen (in der Ausbildung zur:m Fachärztin/Facharzt für Chirurgie und Innere Medizin).
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Screening aktuell
Vorsorgedarmspiegelung zwischen 50 und 75 Jahren (nur bei SVS ab 45 Jahren) alle zehn Jahre oder Test auf okkultes Blut (Hämoccult-Test). Die Teilnehmer:innenrate in Tirol beträgt circa 20 % der zu erreichenden Bevölkerung.
Screening in Zukunft
Das Nationale Screening-Komitee für Krebserkrankungen empfiehlt ein qualitätsgesichertes Darmkrebs-Screening-Programm für Personen zwischen 45 und 75 Jahren in Form einer Koloskopie alle zehn Jahre oder in Form von immunologischen Stuhlbluttests (iFOBT – sensitiver und spezifischer als Hämoccult-Tests) alle zwei Jahre – im Falle eines positiven iFOBT sollte eine anschließende Koloskopie innerhalb von acht Wochen erfolgen.
Laut Grundsatzbeschluss der Bundeszielsteuerungskommission im Dezember 2024 soll neben Wien und der Steiermark auch Tirol Pilotregion sein. Grundlage eines zukünftigen Darmkrebs-Screeningprojekts soll ein systematisches Einladungssystem für die Zielgruppe der 45- bis 75-Jährigen mit QR-Code für eine Testbestellung sein.
Kontakt für Rückfragen:
Dr. Günter Atzl, Kammeramtsdirektor, Tel.: 0512 52058-0, E-Mail: atzl@aektirol.at