Ärztekammer für Tirol zum Regierungsprogramm

07.01.2020

Zahlreiche positive Aspekte aber auch Kritik an Plänen zur Ärztearbeitszeit und zu den ärztlichen Hausapotheken

Deutliche Ansätze zur Einführung von modernem „Health Care Management“ und „Public Health“, wie sie in vielen entwickelten Staaten schon lange etabliert sind, bestätigt der Präsident der Ärztekammer für Tirol, Artur Wechselberger, dem siebenseitigen Kapitel „Gesundheit“ im 326 Seiten starken Regierungsprogramm 2020 – 2024.

So sei geplant, die Möglichkeit zu schaffen, sich bei einem Hausarzt, dem zukünftigen Facharzt für Allgemeinmedizin, im Rahmen eines Einschreibesystems einzutragen. Dieser so gewählte Arzt/die so gewählte Ärztin stehen dann als erste Ansprechpartner in allen Gesundheitsbelangen und Krankheitsfällen zur Verfügung. Anreizsysteme sollen den Umstieg schmackhaft machen. Gleichzeitig bekennt sich die neue Bundesregierung zur integrierten und abgestuften Versorgung mit flexiblen Kooperationsmodellen, zur landärztlichen Niederlassungsförderung, einschließlich einer gezielten Offensive zur Niederlassung von Fachärztinnen und Fachärzten. – Grundvoraussetzungen, um die ebenfalls festgeschriebene Wohnortnähe in der Versorgung zu gewährleisten.

Langjährige Forderungen der Ärzteschaft finden sich im Bereich der Prävention. Etwa die Aufwertung und Kompetenzerweiterung der Schulärztinnen und Schulärzte. Das entspreche genau dem Wissen, dass Gesundheitsbewusstsein und Vorsorge im Kindesalter begonnen und gefestigt werden muss, ebenso wie die geplante Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Pass zum Eltern-Kind-Pass bis zum 18. Lebensjahr, kommentiert Präsident Wechselberger die Regierungspläne. Auch die Vorschläge der Etablierung von finanziellen und sachlichen Anreizsystemen für gesundheitsfördernde Maßnahmen und für die Teilnahme an Präventionsprogrammen wie Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen werden vom Ärztevertreter begrüßt.

Deutliche Proteste kommen von den Vertretern der Spitalsärzte. So kritisiert der Kurienobmann der angestellten Ärzte, Ludwig Gruber, die Möglichkeit, die maximale Wochenarbeitszeit der Ärztinnen und Ärzte auch über den 30. Juni 2021 hinaus auf 55 Stunden auszudehnen als „Abbau des Arbeitsnehmerschutzes für angestellte Ärztinnen und Ärzte“.

Ebenso äußert sich Klaus Schweitzer, der Sprecher der hausapothekenführenden Landärzte, enttäuscht über das alternativlose Bekenntnis der Regierung zum herkömmlichen System der öffentlichen Apotheken. Für ihn ist die Medikamentenversorgung über ärztliche Hausapotheken eine patientenfreundliche und wohnortnahe Alternative für die gesamte Bevölkerung, die ausgebaut gehört.

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